Seit einiger Zeit fotografiere ich hauptsächlich mit der Canon EOS 6D und habe sie lieben gelernt. Mit einigen wenigen Tipps kann man mehr aus der Kamera herausholen oder den Workflow beim Fotografieren signifikant verkürzen und sich die Arbeit sehr erleichtern:

Auslösertaste & Daumenrad

Nachdem man den Auslöser kurz angetippt hat, kann man in den folgenden 6 Sekunden mit dem Daumenrad die mittlere Helligkeitsstufe anpassen. Dies erspart den Weg über das Q-Menü und funktioniert in allen wichtigen Programmen wie Av, Tv & P. Besonders praktisch ist dies bei Belichtungsreihen.

Schärfentiefe-Prüftaste individuell belegen

Die Schärfentiefen-Prüftaste lässt sich individuell belegen. Zwei Betriebsmodi sind dabei aus meiner Sicht besonders empfehlenswert:

  1. Wenn man öfter zwischen sich bewegenden Objekten und statischen Motiven wechseln muss, kann man z.B. die AF-Betriebsart durch diese Taste schnell umschalten.
  2. Die Schärfentiefe-Prüftaste lässt auch so belegen, dass im optischen Sucher eine elektronische Wasserwage einblendet wird.

AI-Focus-Modus für schnelle Shootings

Wer schon einmal versucht hat, spielende Kinder zu fotografieren, wird schnell gemerkt haben, dass man sich mit dem One-Shot-Modus und sehr offener Blende schnell unschafe Fotos durch eine verrutschte Schärfeebene einhandelt.
Ich empfehle in diesem Fall den oft unterschätzten AI-Focus-Modus. Dieser vereint die Vorzüge von One-Shot und AI-Servo.
AI-Focus verhält sich beim normalen Fotografieren wie One-Shot, wenn jedoch die Kamera eine Bewegung des Motivs detektiert, schaltet sie automatisch auf AI-Servo um das Objekt zu verfolgen.
Dabei sieht man zwar nicht die Fokus-Bestätigung im Sucher, jedoch hört man das Focus-Piepen wann immer die Kamera auf die neue Objekt-Entfernung fokussiert hat.
Selbstverständlich kann man in diesem Modus nicht den Fokus fest stellen, so dass hier ein Fokussieren mit dem Mittensensor und eine anschließende Bildausschnittwahl (aka verreißen) nicht möglich ist. Jedoch führt der AI-Focus-Modus in hektischen Situationen eindeutig zu schärferen Fotos.

Präzision des Autofokus im AI-Servo- bzw. AI-Fokus-Modus verbessern

Bei der Objektverfolgung lohnt es sich schon einige Sekunden vor dem Foto die Auslösertaste leicht gedrückt zu halten, während man das Objekt im Sucher behält. Damit gibt man dem Autofokus die Möglichkeit, das Objekt zu erfassen und dessen Bewegung abzuschätzen. Macht man im Folgenden eine Serienbild-Reihe, hat man so die höchste Chance scharfe Fotos zu erhalten.
Aktiviert man dabei alle Autofokus-Sensoren, ist die Kamera in der Lage, die Objektverfolgung an einen benachbarten Autofokus-Punkt weiter zu reichen. Ist der hochpräzise zentrale Kreuzsensor beim anfänglichen Fokussieren mit involviert, ist die Übergabe an die benachbarten Fadensensoren mit ihrer geringeren Präzision kein Problem, wenn der Autofokus die Bewegung des verfolgten Objektes durch die längere Adaptionszeit richtig abschätzen kann.

Fokushilfe im Manual-Fokus-Modus nutzen

Besitzt man Objektive, die nicht mit der Fokussteuerung der Canon-DSLR kompatibel sind bzw. gar keinen eigenen AF-Motor mitbingen oder aus anderen Gründen den manuellen Fokus verwenden möchten, kann man sich dennoch vom sehr guten Phasen-Autofokus bzw. im Liveview-Modus vom Kontrast-Autofokus unterstützen lassen. Dazu muss man nur den Auslöser halb gedrückt lassen und dann den Fokus verstellen. Im Fokus-Bereich blinkt dann wie gewohnt das Autofokus-Feld und man hört den Autofokus-Bestätigungston.

Autofokus-Tuning

Durch Fertigungstolleranzen, Abnutzung und kleinere „Unfälle“ kann es zu einem so genannten permanenten Front- oder Backfokus kommen. Der Mittelpunkt der Schärfeebene der geschossenen Bilder liegt damit nicht mehr an dem Punkt, den der Autofokus ermittelt hatte. Ein permanenter Frontfokus (Schärfeebene leicht vor dem Model) ist in der Portraitfotografie sehr ärgerlich, weil die Bilder einfach nur leicht unschärfer werden, ohne dass man dies sofort bemerken würde.

Glücklicherweise kann man bei der 6D pro Objektiv für zwei Brennweiten eine AF-Mikrofokus-Feinjustierung vornehmen. Wie das gemacht wird und wie man einen Schnelltest auf Fokus-Fehler durchführt habe ich hier zusammengefasst:

Manuelle Autofokus-Feineinstellung am Beispiel der Canon EOS 6D

Besitzt man viele Objektive oder mehrere Kameras kann das Vorgehen jedoch schnell mühselig und zeitaufwändig werden. In diesem Fall bietet sich eine Feinabstimmung per Software an. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Reikan FoCal Pro gemacht und diese hier beschrieben:

Microfokus-Kalibrierung mit Reikan FoCal Pro

In den neueren Versionen der Custom-Firmware Magic Lantern ist auch eine gute Mikrofokus-Feineinstellungsautomatik enthalten. Diese hat den Vorteil, dass am Set nach dem Wechsel eines (kritischen) Objektivs noch einmal schnell nachjustiert werden kann. Natürlich sollte dies nicht der Regelfall sein, kann aber sehr nützlich sein, wenn bei den Fotos nichst schief gehen darf – z.B. bei Sportaufnahmen. Ich werde zu dem DotTune AFMA genannten Verfahren noch einen Erfahrungsbericht schreiben, sobald ich damit einen praktikablen Workflow gefunden habe.

Rauscharme Fotos trotz hoher ISO-Werte

Gegenüber älteren Spiegelreflexkameras von Canon beherrscht die EOS 6D nun einen neues Modus zur Rauschreduktion: Die Multi-Shot-Rauschreduktion (bzw. Noise Reduction Stacking). Dabei macht die Kamera vier Fotos in schneller Abfolge und verrechnet diese zu einem einzigen Bild. Das Verfahren ähnelt ein wenig dem bei der Erstellung von HDR-Aufnahmen, jedoch ist hier das Ziel, das Sensorrauschen zu minimieren.

Im Menü 4 findet sich der Eintrag „High ISO Rauschreduzierung“. Dort wählt man „Multi-Shot-Rauschreduz.“ (NR). Natürlich hat diese Methode nur einen Sinn, wenn sich der Bildinhalt währen der vier Aufnahmen nicht signifikant verändert – also spielende Kinder sollte man nicht damit fotografieren. Für die klassischen Nachtaufnahmen bzw. für Architektur und sich wenig bewegende Objekte ist dies eine schnelle und bequeme Alternative zur Mittelwertverrechnung in der späteren Bildbearbeitung am PC.

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