Die 5Ds unterscheidet sich im Fotografieren stark von den APS-C-Kameras und Vollformat-Kameras der Einsteigerklasse. Zum Beispiel hat die 6D Mark II nur 26 Megapixel – die 5Ds mit der doppelten Pixelanzahl stellt wesentlich höhere Anforderungen an Objektive, Fokus und die gewählte Verschlusszeit.
Objektivauswahl
Bei der Objektivauswahl muss man schauen, wie viel Schärfe das jeweilige Objektiv tatsächlich bietet, wie diese auf den Sensor gelangt und ob diese für die geforderte Auflösung ausreicht. Nach meinen Erfahrungen habe ich zum Beispiel beim 24-105mm f4 L USM (Version 1) keinen Auflösungsgewinn mehr zwischen den 30 Megapixeln der 5D Mark IV und der 5Ds gesehen. Weitere Tests haben gezeigt, dass die Linse auf etwa 25 Megapixel (bezogen aufs Vollformat) limitiert ist und einfach keine schärferen Bilder zulässt. Und dies trotz deaktivietem Bildstabilisator und Stativ – aber dazu später mehr. Eine gute Objektivauswahl von kompatiblen Objektiven für die 5Ds/5DsR findet man hier:
Aber auch diese Auswahl ist etwas „marketingmäßig“ … verfälscht. Besser findet man einen Überblick auf der folgenden Seite, wo alle Objektive gegenübergestellt werden und man sich die Testcharts im Detail anschauen kann:
https://www.trust-your-eyes.com/tests.php?s_produkt=2&s_sensor=1&s_hersteller=2&s_bajonett=2&s_text=
Ich persönlich habe zwei Lieblingsobjektive für die 5Ds:
- Das Sigma 35mm f1.4 ART und das
- Sigma 85mm f1.4 DG USM
Filter – oder nicht?
Die Diskussion ob UV-Schutzfilter zum schonen der Linse, oder besser nicht… möchte ich hier gar nicht erst anheizen. Hier kann jeder seiner eigenen Philosophie nachgehen. Hier gebe ich nur meine Erfahrung mit der EOS 5Ds wieder:
Was die Filter angeht – so stören ja z.B. die UV-Filter wenig – bei normalen Kameras. Bei der 5Ds habe ich damit aber immer Probleme gehabt. Die maximale Schärfe war auch bei teuren Filtern nicht optimal. Für die kleineren Kameras nutze ich auch sehr gerne Verlaufsfilter oder ND-Filter von Cokin, die harmonieren aber nicht mit der EOS 5Ds.
Auch ein wichtiger Tipp: Das Verwenden der Streulichtblende ist absolute Pflicht bei der 5Ds (und erst Recht wenn man einen Filter verwendet). Das eventuell seitlich einfallende Licht sorgte in allen meinen Experimenten für einen deutlich flaueren Bildeindruck und auch für ungenauere Fokussierung.
EOS 5Ds oder EOS 5DsR?
Kommen wir zum Unterschied zwischen der EOS 5Ds und EOS 5DsR. Bei der 5DsR fehlt ja Tiefpassfilter, womit die Kamera nominell noch ein kleines Stück bessere Schärfe erziehen kann. Das kann jedoch mit einem sehr störendenden Moiré einhergehen. Speziell auf Stoff und nicht natürlichen Strukturen bekommt man das später nur mit erheblichem Aufwand oder auch richtig korrigiert. Darum habe ich die 5DsR auch nicht für Portraits oder Architektur eingesetzt. Die EOS 5Ds machte hier für mich eine wesentlich bessere Figur. Also ist die EOS 5Ds die perfekte Allround-Portrait-Kamera? Jain!
Einsatzgebiete – Portraitfoto-Monster?
Durch die sehr kleinen und nahe beieinander liegenden Pixel ist die Kamera sehr empfindlich gegen Vibrationen oder ein Verwackeln. Ich habe eine relativ ruhige Hand und schieße auf der 5D Mark IV bei 85mm noch mit einer 1/60s ein scharfes Bild – ohne Bildstabilisator wohlgemerkt. Auf der 5Ds gelingt mir das erst ab etwa einer 1/100s. Auch die Empfehlung auf dem Stativ den Bildstabilisator zu deaktivieren und evtl. bei längeren Belichtungszeiten die Spiegelvorauslösung zu verwenden, ist wirklich wirklich ernst zu nehmen. Also im Zweifel immer etwas schneller belichten und bei Objektiven mit nicht so gutem Bildstabilisator (Tamron 24-70 f2.8 G1 ist so ein Kandidat) besser diesen nicht verwenden, wenn man z.B. ein Einbeinstativ verwendet.
Mirkofokus-Feineinstellung
Der letzte Punkt ist das Mikro-Fokus-Adjustment. Das ist ja ohnehin schon eine Wissenschaft für sich, auch auf anderen Spiegelreflex-Kameras. Bei der EOS 5Ds sollte man darauf aber ein besonders Augenmerk legen. Ich habe dazu schon einen Artikel verfasst, der die Probleme und Lösungen am Beispiel der 6D beschreibt (inkl. Test-Chart):
https://www.robert-sperling.de/manuelle-autofokus-feineinstellung-am-beispiel-der-canon-eos-6d/
Dies geht natürlich auch gut automatisch per Software – wofür ich die Reikan Focal Pro verwende:
https://www.robert-sperling.de/microfokus-kalibrierung-mit-reikan-focal-pro/)
Sollte die EOS 5Ds irgendwann mal Magic Lantern unterstützen, ginge dies auch via Dot-Tune.
Fazit und letzter Tipp
Wenn man all die Punkte oben beachtet, kann man sich über eine sehr, sehr deutlich verbesserte Schärfe gegenüber z.B. einer 6D MK II oder 80/90D freuen. Die 5Ds ist halt eine Diva. 🙂 und die freut sich auch über den Bildstil „Feindetail“ – einfach mal ausprobieren.
Gruess Sie, Herr Sperling,
vieles Wichtige in wenigen Saetzen verstaendlich zusammengefasst, Danke dafuer!!!
Frage bzgl der geeigneten Objektive:
Was halten Sie vom SIGMA ART 1,4/40 (das in Tests inzwischen besser abschneidet als das 1,4/50) an der EOS 5DSR,
weiterhin von den hervorragenden CONTAX 645-Optiken (KIPON-Adapter vorausgesetzt), von denen ich einige besitze?
Waere bei den letztgenannten irgend etwas Besonderes zu beachten?
Besten Dank und freundlichen Gruss,
Albrecht
Hallo Herr Albrecht,
das Sigma ART 1.4/40 ist auch ein sehr gutes Objektiv, ich habe nur seltsamerweise bei Offenblende eine weichere und irgendwie anders anmutende Bildwirkung, die ich mir nicht so recht erklären kann. Aber das betrifft auch meine 5D Mark IV und R5. Letztendlich muss man schauen, welche Brennweite am besten passt. Ich habe mich für 35mm wegen der Filmwirkung entschieden, das 40er war mir da immer zu nahe am 50er. Zum CONTAX kann ich leider nichts sagen – wegen des Adapters würde ich jedoch beim Objektivwechsel immer eine Mikrofokus-Kalibrierung durchführen. Ich hatte an der 5Ds da immer recht viel Streuung was die Zuverlässigkeit des Fokus angeht. Mit der hohen Auflösung fällt ein leichter Fehlfokus noch mehr ins Auge 🙂 Zumal die meisten 5Ds-Besitzer ja wahre Pixel-Peeper sind.
Beste Grüße zurück,
Robert Sperling